Knigge zum Essen in China

Knigge zum Essen in China

Vielleicht liegt es daran, dass das Essen in China so vielfältig ist und für jeden Geschmack etwas zu bieten hat, dass das gemeinsame Essen zu den wichtigsten Beschäftigungen in China gehört. Und wenn ein Chinese eine Einladung zum Essen ausspricht, dann gibt es unbedingt so viel zu Essen, dass die Hälfte übrigbleibt und weggeworfen wird.

Das Gemeinsame Essen in China

Einladungen zum Essen sind wichtig und sollten möglichst angenommen und auch erwiedert werden. Pünktlich ist ebenso wichtig. Es ist unhöflich in China, zu spät zu einem Essen zu erscheinen.

Auch bei Geschenken und Mitbringeseln in China sollte man auf einige Unterschiede achten. Es ist üblich, dass Gastgeschenke immer eingepackt verschenkt werden und der Gastgeber das Geschenk nicht vor seinen Gästen auspackt. Geschenke auspacken wird der Beschenkte erst am nächsten Tag, nach dem Abendessen oder der Feier.

Einladungen zum Essen in China

Rote Geschenkverpackungen oder Briefumschläge sind in China gern gesehen, da sich Glück ausdrücken. Jedoch sollte man auf rote Tinte beim Schreiben von Briefen oder dem Beschriften des Briefumschlags verzichten. Rote Tinte impliziert, dass man eine Verbindung beenden möchte. Man sollte als Gast des weiteren darauf verzichten, dem chinesischen Gastgeber oder der Frau des Gastgebers Blumen mitzubringen. Dieses in Europa immer passende Geschenk wird in China vor allem bei Todesfällen geschenkt, und es wäre daher in den meisten Fällen wenig passend.

In China herrscht noch heute in vielen Teilen des Landes große Armut. Und viele Angehörige der heute wohlhabenden Mittelschicht haben extreme Armut noch persönlich erleben müssen. Mit Nahrungsmitteln großzügig umgehen zu können ist daher für viele Menschen in China etwas, das den eigenen Wohlstand ausdrückt.

Man sollte sich vor diesem Hintergrund also nicht wundern, wenn man bei einer Einladung zum Essen riesige Mengen verschiedenster Speisen vorgesetzt bekommt, die man beim besten Willen nicht aufessen könnte. Und das muss man auch nicht. Im Gegenteil zu den deutschen Sitten, die Vorschreiben den Teller möglichst leerzuessen, wäre es in China eine Blamage für den Gastgeber, wenn seine Gäste alles aufessen würden. Denn das würde bedeuten, er hätte seine Gastgeberpflichten verletzt und seinen Gästen nicht ausreichend Speisen geboten.

So kann es vorkommen, dass noch Gerichte nachbestellt werden, obwohl eigentlich niemand mehr wirklich hungrig ist. Einfach, um das angemessene Niveau an übriggebliebendem Essen zu erreichen.

Trinksprüche in China

Bei Einladungen zum Essen zu feierlichen Anlässen, wird oft und gerne angestoßen. Normalerweise mit Maotai oder einem anderen chinesischen Schnaps. Maotai, aus der Provinz Guizhou, ist jedoch der beliebteste. Vor allem in Nordchina trinkt man dabei gern viel und es kann schnell in einer Art Kampftrinken ausarten. Daher sollte man sich vor dem Essen überlegen, ob man bei dabei mitmachen möchte oder nicht.

Mit einer Entschuldigung, dass man gerne auch mit Anstoßen würde, dies aber heute nicht möglich sei, weil man (zum Beispiel) ein Medikament nehme, dass Alkoholkonsum verbiete, kann man um das Trinken herumkommen, ohne dass der Gastgeber sein Gesicht verliert. Wenn man bereits angefangen hat mitzutrinken, dann wird es allerdings ungleich schwieriger, sich ohne Gesichtsverlust auszusteigen. Ein beliebter Trick ist es, das Schnaps-Gläschen statt mit Maotai mit Tee zu füllen (bzw. von der Kellnerin füllen zu lassen). Um dies zu erreichen, ohne das andere es merken, bedarf es allerdinge ausreichender Chinesischkenntnisse.

Tischsitten beim Essen in China

Gerade zum ersten Mal in China angekommen, sitzt man nun also mit einem Schwung Chinesen zusammen in einem separaten Raum eines Restaurants an einem Tisch und lächelt sich gegenseitig an. Am liebsten würde man die Nervosität mit einer Zigarette "bekämpfen", aber: darf man nun einfach rauchen? Was würden die Gastgeber sagen?

Das sei zunächst gesagt: Viele Chinesen rauchen gern und auch beim Essen. Und zwar nicht nur vorher oder hinterher, sondern durchaus auch zwischendurch. Einem Europäer mag es etwas eigenartig erscheinen, wenn ein Chinese, in der rechten Hand die Essstäbchen und in der linken eine qualmende Zigarette haltend, es sich schmecken lässt. Die chinesische Philosophie beim Essen ist jedoch, es sich gutgehen zu lassen. Dem entsprechend sind die Tischsitten und Tischmanieren in China auch weniger restriktiv wie die europäischen. Einige Regeln sollte man jedoch unbedingt beachten!

Man sollte niemals die Essstäbchen in den Reis hineinstecken, so dass sie stehen bleiben. Ein Stäbchen wird nur bei einer Beerdigung in den Reis hineingesteckt, und ist ein Symbol für den Toten. Dies beim Essen zu tun würde also mehr als unpassend sein und (was viel schlimmer ist) ein böses Ohmen darstellen. Die Essstäbchen sollten immer neben den Teller gelegt werden, so dass die Griffseite auf dem Tisch aufliegt, und die Mundseite auf einem der Schälchen oder dem Knochenteller. Oft gibt es für die Essstäbchen auch extra ein kleines Porzelan-Bänkchen, auf das die Mundseite gelegt werden kann.

Niemals bei Tisch die Nase schnäuzen, sich die "Ausbeute" betrachten und das gebrauchte Taschentuch wieder in die Hose hineinstopfen. Man sollte sich bei Tisch überhaupt nicht die Nase schnäuzen. Man geht in China zum Nase putzen auf die Toilette. Auch sollte man vermeiden die eigene Zigarettenschachtel herausholen, sich eine Zigarette nehmen, und dann die Schachtel wieder in der Tasche verschwinden lassen, ohne allen anderen am Tisch eine Zigarette angeboten zu haben.

Chinesischen Manieren beim Essen

Chinesen essen gerne und lassen es sich beim Essen gerne gutgehen. Das sieht und hört man, wenn man danebensitzt. Als Europäer mag einem so maches Verhalten eigenartig bis befremdlich erscheinen. Allerdings sollte man sich vor Augen halten, dass auch unsere europäischen Tischsitten im Grund ja nichts weiter sind als willkürlich gewachsende Liste von Verboten und Geboten. Letztendlich also alles eine Frage der Gewohnheit.

Am bekanntesten ist wohl die Tatsache, dass Chinesen beim Essen nicht sonderlich auf die Geräuschentwicklung achten. Man sollte sich an deutlichem Schmatzen oder Schlürfen also nicht stören, denn es gehört in China zum Essen dazu. Das heißt aber nicht, dass man vor lauter "Geschlürfe" sein eigenes Wort nicht mehr verstünde, sondern nur, dass gelegendliche Geräusche nichts ist, dessen man sich schämen müsste oder das gegen die guten Manieren oder Tischsitten verstoßen würde.

Genauso ist es auch erlaubt, mit vollem Mund zu reden oder mitten während des Essens zu rauchen (gern auch mal gleichzeitig). Wenn man sich mit einem Zahnstocher die Zähne säubern möchte, dann sollte man allerdings eine Hand als Sichtschutz vor den Mund halten, während die andere mit dem Zahnstocher die Zähne von Speiseresten befreit.

Speisen und Getränke in China

Statt einem Getränk gibt es üblicherweise nur Grünen Tee zum Essen. Außerdem eine Suppe, die in China als Getränk bezeichnet wird, und nicht als Speise (in der chinesischen Sprache "trinkt" man eine Suppe, man "isst" sie nicht). Die Speisen werden dann alle zusammen aufgetragen und in die Mitte des runden Tisches auf eine drehbare Platte gestellt. Das hat den Vorteil, dass man, durch drehen der Platte, leicht alle aufgetragenen Speisen erreichen kann, und alles probieren kann, was interessant aussieht (und, wenn man mutig ist, auch das, was nicht ganz so interessant aussieht!).

Man nimmt sich also mit den Essstäbchen immer etwas aus der Mitte. In einigen Restaurants bekommt man dazu ein zweites Paar Essstäbchen, dass allein dafür gedacht ist, sich Speisen aus der Mitte zu nehmen, um sie auf dem eigenen Schüsselchen abzulegen. Mit einem zweiten Paar Stäbchen führt man dann die Speisen zum Mund. Üblicher ist aber, dass man nur ein einzige Paar Stäbchen bekommt, dass für beides verwendet wird. Chinesen essen gerne und ausgiebig. Nach dem Essen wird oft Obst gereicht — das ist das Zeichen zum Ausbruch. Man steht vom Tisch auf, und beendet damit das gemeinsame Essen, was einem Europäer gelegentlich etwas abrupt erscheinen mag.

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