Mianzi: Das Gesicht verlieren und geben in China

Mianzi: Das Gesicht verlieren und geben in China

Wer sich ein wenig mit China beschäftigt, hat wohl bereits einmal darüber gelesen, wie wichtig das "Gesicht" in China ist.

Man kann Gesicht geben und nehmen, man kann es verlieren und bekommen. Dies kann man teilweise mit dem westlichen Konzept von Reputation und Ansehen vergleichen, aber es umfasst noch viel mehr. Das Geben und Nehmen von Gesicht ist oft indirekt und für einen Ausländer auf den ersten (und zweiten) Blick kaum nachvollziehbar.

Diu-mian-zi: Das Gesicht verlieren

Chinesisch: 丢面子 zusammengesetzt aus 丢 "diu" verlieren und 面子 "mian-zi" das Gesicht.

Wohl das Unangenehmste überhaupt, was einem Chinesen passieren kann, ist es (im übertragenen Sinne), sein Gesicht zu verlieren.

Gei-mian-zi: Jemandem Gesicht geben

Chinesisch: 给面子 zusammengesetzt aus 给 "gei" geben und 面子 "mian-zi" das Gesicht.

Das Gesicht eines anderen zu respektieren und ihn nicht durch die eigenen Handlungen oder Worte in unangenehme Situationen zu bringen, ist wohl die wichtigste Verhaltensregel für jeden Menschen in China. Eine der grundlegenden Weisheiten der kunfuzianischen Tradition ist es, dass die Gesellschaft nur harmonisch funktionieren kann, wenn jeder Einzelne sich in seiner unmittelbaren Umgebung um Harmonie bemüht. Und das Gesicht der anderen zu bewahren und zu achten ist dabei einer der wichtigsten Dinge.

Liu-mian-zi: Das Gesicht wahren

Chinesisch: 留面子 zusammengesetzt aus 留 "liu" erhalten/bewahren und 面子 "mian-zi" das Gesicht.

Ähnlich wichtig wie geimianzi, also das Erhalten des Gesichts anderer, ist der Erhalt des eigenen Gesichts.

Jiang-mian-zi: Das Gesicht eines anderen betonen

Chinesisch: 讲面子 zusammengesetzt aus 讲 "jiang" betonen/hervorheben und 面子 "mian-zi" das Gesicht.

Sehr wichtig in Beziehungen zwischen Personen ist es, das Gesicht des Anderen nicht nur zu wahren, sondern zu betonen und hervorzuheben. Spricht man im Westen gern von den eigenen Leitungen und betont die eigenen Stärken und erreichten Ziele, würde dies in China als aufdringlich und protzig verstanden.

Hier unterscheidet sich der die westliche Betonung des Individualismus von der chinesischen und konfuzianisch geprägten Denkweise erheblich. Auch in China werden eigene Leitungen natürlich durchaus betont, nur eben weniger direkt und möglichst durch andere Personen. Durch das Hinweisen auf gute Leitungen oder die erreichte Ziele eines Anderen gibt man diesem Gesicht und verbessert dadurch gleichzeitig die persönlichen Beziehungen.

Die Tugend der Zurückhaltung verlangt vom Empfänger jedoch auch, diese offenen Hinweise auf die eigenen Leistungen nach außen herunterzuspielen und betont kleinzureden, natürlich nicht ohne innerlich Stolz zu empfinden.

Mianzi: Das Gesicht verlieren und geben in China