Nationale Minderheiten in China

Nationale Minderheiten in China

  • Anerkannte Nationalitäten und Völker: 56 Volksgruppen, darunter mit rund 91,5% das Han-Volk.
  • Anerkannte Nationale Minderheiten: 55 Volksgruppen stellen rund 8,5% der Gesamtbevölkerung.

Das chinesische Wort 民族 "Min-zu" bedeutet Volksgruppe oder Nationalität. Jedoch sollte "Nationalität" nicht mit dem europäischen Konzept der Nationalstaaten verwechselt werden. Im chinesischen Konzept bezieht sich Nationalität eher auf gewisse kulturelle Eigentheiten, die eine chinesische Min-zu von anderen chinesischen Völkern unterscheidet. Eine chinesische Nationalität ist in der Regel trotzdem durch und durch chinesisch.

Die chinesischen Han und die Minderheiten

China ist ein Sammelsurium unterschiedlicher Kulturen, Bräuche und Traditionen. Das Land ist bei weitem nicht so einheitlich, wie es im Westen oft dargestellt wird. China ist oft unüberschaubar in seinen regionalen Besonderheiten und lokalen Traditionen und Sprachen. Die mit über 91% der Bevölkerung größte kulturelle Gruppe in China sind die so genannten Han-Chinesen.

Die Han-Chinesen führen ihren Ursprung auf eine chinesische Dynastie zurück, die vor rund 2000 Jahren große Teile des heutigen China beherrschte. Die damalige Han-Dynastie vereinigte während ihres Bestehens das chinesische Reich und führte viele Reformen durch, die China langfristig stärkten und wichtige kulturelle und Verwaltungstechnische Grundlagen des Staatswesens legten, die teilweise bis heute bestand haben.

Die Wurzeln der gemeinsamen chinesischen Kultur liegen jedoch noch wesentlich weiter zurück, und sind zum Teil bereits Jahrtausende vor der Han-Dynastie entstanden.

Die heutigen Han-Chinesen bestehen jedoch nicht aus einer "homogenen" Ethnie im europäisch-"nationalstaatlichen" Sinne. Das so genannte Han-Volk besteht eigentlich aus einer Vielzahl von Völkern und Ethnien, die im Laufe der Jahrtausende die chinesische Kultur und dass chinesische Selbstverständnis übernommen, und viele der eigenen Bräuche und Traditionen nach und nach abgelegt haben.

Einige dieser Völker wurden durch die Han-Chinesen während der Ausweitung ihres Staatsgebietes im Laufe der Jahrtausende unterworfen und in das chinesische Reich integriert. Andere Völker waren selbst die Eroberer, haben China oder Teile davon unterworfen, und haben sich dann im Laufe von Jahrhunderten mit den Han-Chinesen vermischt. Diese Völker wurden zum größten Teil in die chinesische Kultur und Gesellschaft integriert.

Und obwohl sie zunächst als Eroberer kamen sind diese Vökert dann selbst zu Han-Chinesen geworden. Beispiele dafür sind Teile der Mongolen der Yuan-Dynastie vor rund 800 Jahren und große Teile der Mandschu der Qing-Dynastie, die noch bis vor rund einhundert Jahren in China herrschten, und von vielen Chinesen der damaligen Zeit (besonders in Südchina) als ausländische Besatzung betrachtet wurden.

Geschichte und Gegenwart der Minderheiten in China

Jedoch wurden nicht alle Völker, die heute in der Volksrepublik China leben, über die Jahrhunderte vollständig integriert. Einige der chinesischen Völker haben sich besondere kulturelle Eigenarten und Bräuche bis in die heutige Zeit bewart.

Zwar wurde während des Maoismus von staatlicher Seite versucht, diese kulturellen Besonderheiten gleichzuschalten und abzuschaffen, dies ist jedoch nur sehr begrenzt gelungen. Denn viele der Nationalen Minderheiten leben in abgelegenen und wenig zugänglichen Gebieten Chinas und oft weit entfernt von der Regierungszentrale Peking.

Der Umgang der chinesischen Regierung mit den Nationalen Minderheiten Chinas hat sich nach der Regierungsübernahme der Reform-Befürworter um Deng Xiaoping Ende der 1970er Jahre stark gewandelt. Heute werden die Sprachen der Nationalen Minderheiten und ihre regionalen Bräuche teilweise gefördert und besonders die jüngeren Chinesen interessieren sich oft sehr für die Eigenarten und teils fremden und exotischen Bräuche im eigenen Land. Besonders die zurzeit stark wachsende Tourismusbranche des Landes hat die Nationalen Minderheiten für sich entdeckt und bietet eine große Zahl von Reisen in China zu den Nationalen Minderheiten an.

Ob der wachsende Tourismus für den Erhalt der kulturellen Identität, besonders der kleineren Nationalen Minderheiten letztendlich hilfreich ist, oder ob die regionalen Traditionen und Bräuche dadurch langfristig zu reinen touristischen Showveranstaltungen verkommen, wird sich erst in den kommenden Jahren oder Jahrzehnten zeigen.

Schon heute aber hilft der Tourismus jedoch, das Einkommen und die Ausbildungm, und damit auch den Lebensstandard und die Lebensqualität der Menschen vor Ort zu verbessern. Durch den stetigen Strom an Besuchern aus den chinesischen Städten können außerdem ländliche Infrastrukturprojekte in den abgelegenen Regionen gebaut werden, die ohne die vielen touristischen Gäste kaum finanzierbar gewesen wären.

Autonome Bezirke oder Kreise einer Nationalen Minderheit

Stellt eine Nationale Minderheit in einem bestimmten Verwaltungsgebiet eine relativ große Gruppe dar, oder ist das Verwalungsgebiert ihr wichtigstes Siedlungsgebiet, so erhalten sie in dem entsprechenden Gebiet oft einen Sonderstatus. Diesen Sonderstatus für Nationale Minderheiten gibt es in China auf beinahe allen Verwaltungsebenen, von der Provinz (vergleichbar von der Einwohnerzahl der mit einem der Nationalstaaten Europas) bis hinunter auf die Kreisebene (vergleichbar von der Einwohnerzahl mit den Landkreisen in Deutschland).

Auf Provinzebene existieren heute fünf Autonome Gebiete, das Autonome Gebiet Tibet im südwesten Chinas, das Autonome Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität im Süden von China, das Autonome Gebiet Innere Mongolei im Norden des Landes, das Autonome Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität, sowie das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang im Westen von China.

Wenn es innerhalb einer Provinz Verwaltungsbezirke gibt, in denen viele Menschen einer bestimmten Nationalen Minderheit leben, wurden diese teilweise in so genannte Autonome Bezirke oder Autonome Kreise umgewandelt. Diese Autonomen Bezirke oder Autonomen Landkreise gibt es in vielen chinesischen Provinzen. Besonders viele gibt es zum Beispiel in der besonders gebirgigen Provinz Yunnan, da hier eine ganze Reihe von zahlenmäßig eher kleinen Nationalen Minderheiten leben. Aber auch auf der tropischen Ferieninsel Hainan oder in einigen ostchinesischen Provinzen gibt es Autonome Bezirke und Landkreise.

Details zu den chinesischen Nationalen Minderheiten

  • Achang-zu
  • Bai-zu
  • Blang-zu
  • Bonan-zu
  • Buyei-zu
  • Chosen-zu (Koreanische Minderheit in China)
  • Dai-zu
  • Daur-zu
  • Deang-zu
  • Derung-zu
  • Dong-zu
  • Dongxiang-zu
  • Evenki-zu (Ewenkische Minderheit in China)
  • Gaoshan-zu
  • Gelao-zu
  • Gin-zu
  • Han-zu
  • Hani-zu
  • Hezhen-zu
  • Hui-zu
  • Jingpo-zu
  • Jino-zu
  • Kazak-zu (Kasachische Minderheit in China)
  • Kirgiz-zu (Kirgisische Minderheit in China)
  • Lahu-zu
  • Lhoba-zu
  • Li-zu
  • Lisu-zu
  • Man-zu (Mandschurische Minderheit in China)
  • Maonan-zu
  • Miao-zu
  • Monba-zu
  • Mongol-zu (Mongolische Minderheit in China)
  • Mulao-zu
  • Naxi-zu
  • Nu-zu
  • Orogen-zu
  • Pumi-zu
  • Qiang-zu
  • Russ-zu (Russische Minderheit in China)
  • Salar-zu
  • She-zu
  • Sui-zu
  • Tajik-zu (Tadschikische Minderheit in China)
  • Tatar-zu (Tatarische Minderheit in China)
  • Tu-zu
  • Tujia-zu
  • Uygur-zu
  • Uzbek (Usbekische Minderheit in China)
  • Va-zu
  • Xibe-zu
  • Yao-zu
  • Yi-zu
  • Yugur-zu
  • Zang-zu (Tibetische Minderheit in China)
  • Zhuang-zu

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