Einladung zum viel zu viel Essen
Zwar muss in China inzwischen niemand mehr hungern, jedoch hat sich die Einladung zum gemeinsamen Essen als die wohl wichtigste gesellschaftliche Sitte durchgesetzt. Um in China einen Menschen näher kennenzulernen, sei es aus geschäftlichem oder privaten Gründen, ist eine Einladung zum gemeinsamen Essen unumgänglich.
Besonders unter älteren Menschen, die die Mangelzeit selbst miterlebt haben, ist es nicht unüblich, bei solchen gemeinsamen Essen mindesten doppelt so viele Speisen zu bestellen wie die anwesenden Gäste normalerweise essen könnten. Dieses Statussymbol hat im Grunde zwei Ausagen. Zum einen zeigt es, dass der Einlader kein Hungerleider ist. Außerdem gibt es dem Gast "Gesicht", denn es zeigt wie wichtig der Eingeladene dem Gastgeber ist.
Bekommt man also in China bergeweise Speisen aufgetischt, dann muss man diese nicht unbedingt aufessen, so wie es in Europa üblich ist. Man sollte sogar immer ein wenig auf dem Teller belassen, denn das drückt aus, das es "zu viel" ist, was wiederum dem Gastgeber "Gesicht gibt".
Hört sich alles etwas umständlich und kompliziert an? Alles eine Frage der Gewohnheit. Die Sitte geht jedoch in den Städten unter modernen und jungen Menschen immer mehr zurück und wird zunehmend als überflüssige Verschwendung gesehen bei der neuen Mittelschicht, die es sich ohnehin leisten könnte.